IBM RPG und Java im Vergleich: Terminologie, Konzepte und Einsatzgebiete auf IBM System i und darüber hinaus

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In der Welt der Unternehmenssoftware gibt es seit Jahrzehnten bewährte Technologien, die sich den Anforderungen und Herausforderungen des digitalen Wandels anpassen mussten. IBM RPG und Java sind zwei Programmiersprachen, die in diesem Kontext eine herausragende Rolle spielen, jedoch aus unterschiedlichen Hintergründen kommen und auf verschiedene Bedürfnisse ausgerichtet sind. Während RPG (Report Program Generator) seit den 1960er Jahren als zuverlässige Sprache für IBM-Systeme dient, hat Java sich ab den 1990er Jahren als plattformunabhängige, universelle Sprache etabliert, die in einer Vielzahl von Anwendungen – von Unternehmenssoftware über mobile Apps bis hin zu IoT-Geräten – zu finden ist.

Diese Artikelserie widmet sich dem direkten Vergleich von IBM RPG, insbesondere der modernen „fully free“-Version, und Java. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Sprachen aufgezeigt, sodass Entwickler und IT-Architekten eine fundierte Entscheidung treffen können, welche Sprache in ihrem Kontext die besten Vorteile bietet. Zugleich wollen wir aufzeigen, wie Java im IBM System i (ehemals AS/400) Umfeld RPG sinnvoll ergänzen oder ablösen kann, um modernen Anforderungen gerecht zu werden. Im ersten Abschnitt dieser Serie beginnen wir mit einer Einführung in die Historie und den Einsatzgebieten beider Sprachen.


IBM System i und andere Systeme: Terminologie im Vergleich

Die Terminologie in IBM System i unterscheidet sich oft deutlich von der in anderen modernen IT-Systemen. Dieser Vergleich zeigt, wie sich die Begriffe zwischen IBM System i und anderen Systemen unterscheiden und in welchem Kontext sie jeweils verwendet werden. Durch diese Gegenüberstellung lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser verstehen, was die Arbeit in und zwischen beiden Umgebungen erleichtert.

IBM System i Andere Systeme Beschreibung
Authorization List Access Control List (ACL) „Authorization Lists“ regeln Zugriffsrechte auf IBM i. In anderen Systemen werden „Access Control Lists“ (ACLs) auf Dateisystem- oder Softwareebene verwendet, um Zugriffsrechte zu steuern.
Commitment Control Transaction „Commitment Control“ auf IBM i definiert, wann Änderungen übernommen werden, ähnlich wie eine „Transaction“ in anderen Datenbank-Systemen.
Data Queue Queue (Message Queue) „Data Queues“ auf IBM i sind Strukturen für den Nachrichtenaustausch zwischen Programmen, ähnlich den „Message Queues“ wie JMS oder RabbitMQ in anderen Systemen.
Job Thread/Task Ein „Job“ ist auf System i eine Ausführungseinheit, während in anderen Umgebungen oft von „Threads“ oder „Tasks“ gesprochen wird.
Library DB-Schema Eine „Library“ auf IBM i gruppiert Objekte wie Tabellen und Dateien, ähnlich einem DB-Schema in anderen Datenbanken.
Logical File SQL Index / SQL View „Logical Files“ bieten verschiedene Sichtweisen und Zugriffspfade auf Daten. Sie sind ähnlich wie SQL-Indexes und SQL-Views in relationalen Datenbanken.
Message Queue Logging/Queue IBM i verwendet „Message Queues“ zur Fehler- und Nachrichtenverarbeitung, was in anderen Systemen häufig durch Logging oder Messaging-Queues ersetzt wird.
Panel Group User Interface (UI) „Panel Groups“ gestalten auf IBM i Benutzeroberflächen. Andere Anwendungen nutzen hierfür HTML-basierte oder GUI-basierte UIs.
Physical File SQL Table Eine „Physical File“ speichert Daten, vergleichbar mit einer SQL-Tabelle (Table) in relationalen Datenbanken.
Program Applikation/Programm Ein „Programm“ auf IBM i ist ausführbarer Code, vergleichbar mit „Applikationen“ oder „Programmen“ in anderen Systemen, oft als JAR- oder WAR-Dateien in Java.
Spool File Output Stream „Spool Files“ werden zur Ausgabeaufbereitung verwendet, ähnlich dem „Output Stream“ in anderen Umgebungen.
Streamfile Datei „Streamfiles“ im IFS sind Unix-ähnliche Dateien. In anderen Systemen spricht man schlicht von „Dateien“.
Subsystem Service/Application Server Ein Subsystem verwaltet Jobs und Ressourcen für Anwendungen auf IBM i. Andere Systeme nutzen „Service-Container“ oder „Application Server“.
Transaction Journal Transaction Log „Journals“ auf IBM i werden für die Nachverfolgung von Datenbankänderungen genutzt. In anderen Datenbanken entspricht dies einem „Transaction Log“.
User Profile User Account / User Profile Ein „User Profile“ auf IBM i definiert Rechte und Zugriffe, ähnlich wie Benutzerkonten oder Profile in anderen Systemen.
Workstation Client/Terminal Endgeräte auf IBM i heißen „Workstations“. In anderen Systemen wird hierfür „Client“ oder „Terminal“ verwendet.
WRKOBJ (Work with Objects) File System Navigator Der Befehl „WRKOBJ“ zeigt Objekte auf IBM i an, ähnlich der Navigation in grafischen Datei-Explorern oder Dateisystem-Navigationsbefehlen.

Einführung in IBM RPG und Java

Historie und Einsatzgebiete

IBM RPG ist eine der ältesten Programmiersprachen und wurde erstmals in den frühen 1960er Jahren für IBM-Hardware entwickelt. Die Sprache war ursprünglich dafür gedacht, Geschäftsberichte aus Datenbanken zu generieren, daher der Name „Report Program Generator“. RPG fand seinen Platz besonders in der AS/400-Welt (heute IBM System i), wo es als robustes und effizient zu wartendes Werkzeug für geschäftliche Anwendungen diente. Mit einem Fokus auf Stabilität und Performance war RPG für Unternehmen oft die erste Wahl, um Transaktionsprozesse und Datenverarbeitungsanwendungen zu entwickeln, die direkt auf IBM-Hardware ausgeführt werden.

Im Gegensatz dazu entstand Java in den 1990er Jahren und zielte von Anfang an auf eine plattformunabhängige Laufzeitumgebung ab. Durch das Motto „Write Once, Run Anywhere“ und die Einführung der Java Virtual Machine (JVM) setzte Java auf die Möglichkeit, Applikationen auf unterschiedlichen Systemen ohne Anpassung laufen zu lassen. Schnell etablierte sich Java in der Unternehmenssoftware, und das breite Ökosystem an Frameworks, Tools und Community-Ressourcen unterstützte Entwickler dabei, skalierbare und wartbare Anwendungen für unterschiedlichste Anwendungsfälle zu schreiben.

Zusammengefasst:

  • RPG: Starke Verankerung im IBM i-Umfeld; ideal für geschäftliche Transaktionen und Prozesse; bewährt für AS/400- und IBM System i-Umgebungen.
  • Java: Plattformunabhängigkeit durch JVM; flexibel und weit verbreitet; geeignet für eine Vielzahl von Anwendungen, von kleinen Tools bis hin zu großen, verteilten Systemen.

Modernes Fully Free RPG und moderne Java-Versionen

In den letzten Jahren hat sich RPG weiterentwickelt, um modernen Anforderungen zu entsprechen. IBM hat „fully free“ RPG eingeführt, eine RPG-Version, die keine feste Spaltenstruktur mehr voraussetzt und eine freiere, an modernen Programmierstilen orientierte Syntax erlaubt. Dies macht RPG heute nicht nur zugänglicher für Entwickler, die an andere moderne Sprachen gewöhnt sind, sondern erhöht auch die Flexibilität und Lesbarkeit des Codes, was Wartung und Weiterentwicklung zugutekommt.

Java wiederum hat mit den modernen Versionen ab Java 8 kontinuierliche Verbesserungen in die Sprache gebracht: Lambda-Ausdrücke, Streams, Modulstrukturen (seit Java 9) und eine stark optimierte Performance durch die JVM. Diese Entwicklungen machen Java nach wie vor konkurrenzfähig und anpassbar an aktuelle Softwaredesigns und Architekturen. Besonders in Cloud- und Microservice-Architekturen hat Java mit Frameworks wie Spring Boot und Jakarta EE eine starke Position und bleibt auch für Unternehmen eine bevorzugte Wahl.

Zusammengefasst:

  • Fully Free RPG (moderne Versionen): Ermöglicht freiere Codegestaltung; Anpassung an moderne Standards für bessere Lesbarkeit und Wartbarkeit.
  • Java (moderne Versionen): Verbesserungen in Funktionalität und Effizienz; Unterstützung für moderne Paradigmen wie funktionale Programmierung und modulare Architekturen.

Mit diesem Überblick sind die Grundzüge der beiden Sprachen abgesteckt. In den nächsten Kapiteln dieser Serie werden wir detaillierter auf Syntax, Programmierparadigmen und die praktischen Unterschiede der Sprachen eingehen.

Fortsetzung folgt – Im nächsten Teil gehen wir noch tiefer auf die Unterschiede und Anwendungsmöglichkeiten von RPG und Java ein. Bleib dran!