Solaranlagen liefern im Winter keinen Strom – wirklich?

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Kaum fällt der erste Schnee, poppt sie wieder auf: Die Behauptung, Photovoltaikanlagen seien im Winter völlig nutzlos. Auf Facebook und Co. kursieren dann gerne Bilder von verschneiten Dächern mit dem Kommentar: „So viel zur Energiewende“.
🔴 Mythos
„Solaranlagen liefern im Winter keinen Strom!“
✅ Fakt
Diese Behauptung ist schlicht falsch. Moderne PV-Anlagen erzeugen auch bei Kälte, diffusem Licht oder teilweiser Schneebedeckung Strom. Ganz ohne Sonne geht’s natürlich nicht – aber weniger Sonne ist nicht gleich null Output.
📊 Fakten im Überblick
- Selbst bei bewölktem Himmel erzeugen PV-Module Energie über diffuses Licht.
- Durch ihre dunkle Oberfläche wärmen sich Module bei Sonneneinstrahlung schnell auf, was den Schnee abrutschen lässt.
- Im Winter ist die Leistung zwar geringer – aber gerade dann liefern Windräder oft besonders viel Strom. Das System ist auf Ausgleich ausgelegt.
- Daten der Bundesnetzagentur zeigen: Auch im Januar und Februar tragen Solaranlagen nennenswert zur Stromerzeugung bei.
Woher kommt der Mythos?
Solche Falschbehauptungen kursieren vor allem in sozialen Netzwerken – oft gepaart mit alarmistischen Kommentaren à la „So viel zur Energiewende“ oder „30.000 Windräder stehen still“. Im Winter 2021 ging ein besonders viraler Post herum, der ein verschneites Solardach zeigte und behauptete, ganz Deutschland bekomme nun keinen Strom aus Sonne oder Wind.
Ein Faktencheck von Correctiv stellte klar: Das Foto stammte nicht einmal aus Deutschland, sondern aus Russland. Zudem liefen die deutschen Windräder an jenem Tag mit überdurchschnittlicher Leistung. Es war schlicht eine gezielte Irreführung – ein Stimmungsmacher gegen die Energiewende.
🟢 Fazit
Photovoltaik funktioniert auch im Winter – das zeigen Praxis, Daten und Physik. Wer das Gegenteil behauptet, ignoriert nicht nur Fakten, sondern auch den saisonalen Ausgleich durch Windenergie.
Nächster Teil: „Erneuerbare Energien machen Strom unbezahlbar?“ – Spoiler: Auch das ist nicht ganz richtig.
🌀 Kontext & Einordnung
PV-Anlagen liefern natürlich im Sommer mehr Energie – aber auch im Winter gibt es Sonnentage, diffuse Strahlung und durch Schnee abgeräumte Module. Viele Anlagenbesitzer berichten von erfreulich stabilen Einspeisewerten selbst im Januar. Durch Ost-/West-Ausrichtung, clevere Wechselrichter und Speicherlösungen lässt sich der Ertrag zusätzlich optimieren.
Auch ich habe über mehrere Jahre hinweg Stromerzeugungsdaten meiner PV-Anlage dokumentiert – gezielt für die kritischen Monate Oktober bis März. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Selbst in den kältesten und dunkelsten Monaten wird zuverlässig Strom erzeugt.
Eigene Erfahrungen: Die folgende Grafik und Tabelle zeigen die tatsächliche Stromerzeugung meiner PV-Anlage (jeweils Oktober bis März). Alle Werte sind in kWh angegeben:
Monat | 2021/22 | 2022/23 | 2023/24 | 2024/25 |
---|---|---|---|---|
Oktober | 661,80 | 793,60 | 587,10 | 600,30 |
November | 294,30 | 455,80 | 271,80 | 257,10 |
Dezember | 163,20 | 198,10 | 122,10 | 131,10 |
Januar | 184,20 | 174,60 | 331,70 | 197,10 |
Februar | 490,00 | 491,20 | 250,80 | 486,70 |
März | 1303,20 | 691,50 | 716,20 | 1161,30 |
Ø Winter | 516,12 | 467,47 | 379,95 | 472,27 |
Besonders auffällig ist der März: Hier zeigen sich immer wieder starke Erträge – teils über 1000 kWh. Aber auch im Dezember oder Januar liefert die Anlage messbare Werte, teils über 300 kWh. Das zeigt: Die „Winterpause“ der Photovoltaik ist ein Mythos.
Und das Wichtigste: Das Stromsystem ist nicht allein von der Sonne abhängig. Gerade in dunkleren Monaten übernehmen Windkraftanlagen den Hauptanteil der Erneuerbaren. Die Systeme ergänzen sich saisonal perfekt – das ist keine Schwäche, sondern Teil des Designs.
Dunkelflaute? Was war denn da los? Das schauen wir uns auch noch an.
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