Solaranlagen liefern im Winter keinen Strom – wirklich?

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Kaum fällt der erste Schnee, poppt sie wieder auf: Die Behauptung, Photovoltaikanlagen seien im Winter völlig nutzlos. Auf Facebook und Co. kursieren dann gerne Bilder von verschneiten Dächern mit dem Kommentar: „So viel zur Energiewende“. Doch was ist dran an diesem Mythos? Lassen sich Solaranlagen im Winter wirklich abschreiben, oder ist das nur ein Missverständnis? Wir klären auf, basierend auf aktuellen Daten und wissenschaftlichen Erkenntnissen.
🔴 Mythos
„Solaranlagen liefern im Winter keinen Strom!“
✅ Fakt
Die Behauptung, dass Solaranlagen im Winter keinen Strom liefern, ist schlicht falsch. Moderne Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) erzeugen auch bei Kälte, diffusem Licht oder teilweiser Schneebedeckung Strom. Ohne direkte Sonneneinstrahlung ist die Erzeugung zwar geringer, aber keineswegs null. Laut der Bundesnetzagentur erzeugten Solaranlagen in Deutschland im Jahr 2024 einen Rekordwert von 63,3 TWh, was etwa 14% des gesamten Stromverbrauchs entspricht. Selbst im Winter tragen sie zum Energiemix bei, insbesondere in Kombination mit Windkraft, die in den kälteren Monaten oft höhere Erträge liefert.
Technologische Fortschritte haben die Effizienz von Solarmodulen erheblich gesteigert. Während kommerzielle Module heute Effizienzen von bis zu 24,8% erreichen, wurden im Labor, etwa am Fraunhofer ISE, Werte von über 47% für Mehrfachverbund-Solarzellen erzielt. Diese Fortschritte ermöglichen eine bessere Stromproduktion auch bei schwachem Licht, wie es im Winter häufig vorkommt. Zudem können Module durch ihre dunkle Oberfläche Schnee schnell abschmelzen, was die Verfügbarkeit weiter erhöht.
Die Online-Hochrechnung Solarenergie zeigt dir tagesaktuell, wie viel Solarstrom tatsächlich ins Netz eingespeist wurde – auch im Winter. Ein Blick lohnt sich!
Auf SMARD.de findest du Stromerzeugung und Verbrauch tagesaktuell – für ganz Deutschland oder einzelne Bundesländer. Ideal zum Recherchieren und Vergleichen.
📊 Fakten im Überblick
- Selbst bei bewölktem Himmel erzeugen PV-Module Energie über diffuses Licht.
- Durch ihre dunkle Oberfläche wärmen sich Module bei Sonneneinstrahlung schnell auf, was den Schnee abrutschen lässt.
- Im Winter ist die Leistung zwar geringer – aber gerade dann liefern Windräder oft besonders viel Strom. Das System ist auf Ausgleich ausgelegt.
- Daten der Bundesnetzagentur zeigen: Auch im Januar und Februar tragen Solaranlagen nennenswert zur Stromerzeugung bei.
- Die Solarproduktion 2024 erreichte 63,3 TWh, ein Anstieg von 55,7 TWh im Jahr 2023, laut Bundesnetzagentur.
- Fortschritte in der Solartechnologie, wie perovskite-basierte Tandemzellen, erhöhen die Effizienz auch bei schwachem Licht (Fraunhofer ISE).
Woher kommt der Mythos?
Solche Falschbehauptungen kursieren vor allem in sozialen Netzwerken – oft gepaart mit alarmistischen Kommentaren à la „So viel zur Energiewende“ oder „30.000 Windräder stehen still“. Im Winter 2021 ging ein besonders viraler Post herum, der ein verschneites Solardach zeigte und behauptete, ganz Deutschland bekomme nun keinen Strom aus Sonne oder Wind.
Ein Faktencheck von Correctiv stellte klar: Das Foto stammte nicht einmal aus Deutschland, sondern aus Russland. Zudem liefen die deutschen Windräder an jenem Tag mit überdurchschnittlicher Leistung. Es war schlicht eine gezielte Irreführung – ein Stimmungsmacher gegen die Energiewende. Solche Beiträge nutzen oft vereinfachte oder falsche Darstellungen, um Zweifel an erneuerbaren Energien zu säen, ignorieren aber die Komplexität und den saisonalen Ausgleich des Energiesystems.
🟢 Fazit
Photovoltaik funktioniert auch im Winter – das zeigen Praxis, Daten und Physik. Wer das Gegenteil behauptet, ignoriert nicht nur Fakten, sondern auch den saisonalen Ausgleich durch Windenergie. Mit technologischen Fortschritten werden Solarpaneele immer effizienter, was ihre Leistung auch bei geringeren Lichtverhältnissen verbessert. Die Energiewende ist ein Zusammenspiel verschiedener Technologien, das auch in den kalten Monaten zuverlässig funktioniert.
🌀 Kontext & Einordnung
PV-Anlagen liefern natürlich im Sommer mehr Energie – aber auch im Winter gibt es Sonnentage, diffuse Strahlung und durch Schnee abgeräumte Module. Viele Anlagenbesitzer berichten von erfreulich stabilen Einspeisewerten selbst im Januar. Durch Ost-/West-Ausrichtung, clevere Wechselrichter und Speicherlösungen lässt sich der Ertrag zusätzlich optimieren.
Laut der Bundesnetzagentur hat die Solarenergie in Deutschland im Jahr 2024 einen Rekordwert von 63,3 TWh erreicht, was 14% des gesamten Stromverbrauchs entspricht. Dies zeigt, dass Solarenergie ein signifikanter Bestandteil des deutschen Energiemixes ist, auch wenn die Produktion im Winter niedriger ist. Im Vergleich dazu lieferten Windkraftanlagen 2023 insgesamt 138,8 TWh, was die saisonale Ergänzung verdeutlicht (Fraunhofer ISE).
Durch technologische Fortschritte haben sich die Effizienzen von Solarpaneelen in den letzten Jahren erheblich verbessert. Während kommerzielle Solarpaneele derzeit Effizienzen von bis zu 24,8% erreichen, wurden im Labor sogar Effizienzen von über 47% für Mehrfachverbund-Solarzellen erzielt (Fraunhofer ISE). Neue Technologien wie Perovskit-Silizium-Tandemzellen versprechen noch höhere Effizienzen, was die Stromproduktion im Winter weiter verbessern könnte (Sustainability Magazine). Deutschland ist ein führendes Land in der Solarforschung und -entwicklung, mit Instituten wie dem Fraunhofer ISE, die die Grenzen der Solartechnologie erweitern.
Auch ich habe über mehrere Jahre hinweg Stromerzeugungsdaten meiner PV-Anlage dokumentiert – gezielt für die kritischen Monate Oktober bis März. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Selbst in den kältesten und dunkelsten Monaten wird zuverlässig Strom erzeugt.
Eigene Erfahrungen: Die folgende Grafik und Tabelle zeigen die tatsächliche Stromerzeugung meiner PV-Anlage (jeweils Oktober bis März). Alle Werte sind in kWh angegeben:
Monat | 2021/22 | 2022/23 | 2023/24 | 2024/25 |
---|---|---|---|---|
Oktober | 661,80 | 793,60 | 587,10 | 600,30 |
November | 294,30 | 455,80 | 271,80 | 257,10 |
Dezember | 163,20 | 198,10 | 122,10 | 131,10 |
Januar | 184,20 | 174,60 | 331,70 | 197,10 |
Februar | 490,00 | 491,20 | 250,80 | 486,70 |
März | 1303,20 | 691,50 | 716,20 | 1161,30 |
Ø Winter | 516,12 | 467,47 | 379,95 | 472,27 |
Besonders auffällig ist der März: Hier zeigen sich immer wieder starke Erträge – teils über 1000 kWh. Aber auch im Dezember oder Januar liefert die Anlage messbare Werte, teils über 300 kWh. Das zeigt: Die „Winterpause“ der Photovoltaik ist ein Mythos.
Und das Wichtigste: Das Stromsystem ist nicht allein von der Sonne abhängig. Gerade in dunkleren Monaten übernehmen Windkraftanlagen den Hauptanteil der Erneuerbaren. Die Systeme ergänzen sich saisonal perfekt – das ist keine Schwäche, sondern Teil des Designs.
Dunkelflaute? Was war denn da los? Das schauen wir uns hier mal an.
🔎 Quellen und weiterführende Infos
Die Marktwertübersicht auf netztransparenz.de zeigt Monat für Monat, wie viel Solarstrom tatsächlich ins Netz eingespeist wurde – auch im tiefsten Winter. Ein Blick lohnt sich!
- Bundesnetzagentur: Stromerzeugung in Deutschland 2024
- Fraunhofer ISE: Bericht zur Stromerzeugung 2023
- Clean Energy Wire: Faktenblatt zu Solarenergie in Deutschland
- SMARD: Detaillierte Stromdaten
- Netztransparenz: Online-Hochrechnung Solarenergie
- Correctiv: Faktencheck zu Windkraftanlagen im Winter 2021
- BSW Solar: Brancheninfos
- Fraunhofer ISE: Recent Facts about Photovoltaics in Germany
- Sunsave: Improvements in Solar Panel Efficiency
- Sustainability Magazine: Solar Panel Efficiency Breakthroughs