Dunkelflaute: Herausforderungen und Lösungen für die Energiewende

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Wenn Wind und Sonne Pause machen, kommt unser Stromsystem auf die Probe – willkommen in der Dunkelflaute. Doch wie ernst ist die Lage wirklich? Dieser Artikel beleuchtet die Ereignisse des Winters 2024/2025, erklärt das Phänomen sachlich und zeigt Lösungen auf – jenseits von Panikmache.
Was ist eine Dunkelflaute?
„Dunkel“ + „Flaute“ = wenig Licht & wenig Wind. Das Ergebnis: Erneuerbare liefern kaum Strom.
Eine Dunkelflaute beschreibt einen Zeitraum – meist im Winter – in dem Solar- und Windstrom stark zurückgehen. Grund ist meist ein statisches Hochdrucksystem, das dichte Wolken und Windstille mit sich bringt. Solche Wetterlagen können mehrere Tage andauern und fordern das Stromnetz heraus, da gleichzeitig der Verbrauch steigt (Heizung, Licht etc.) [Fraunhofer ISE].
Einheitliche Definitionen gibt es nicht – Studien sprechen meist von unter 20 % EE-Leistung als Schwelle [arXiv].
Die Lage im Winter 2024/2025
Deutschland: Zwischen dem 11. und 13. Dezember 2024 kam es zur signifikanten Dunkelflaute. Die Erzeugung aus Wind und Solar sank stark – Deutschland importierte rund 25 % des Strombedarfs. Spotmarktpreise lagen bei über 1 €/kWh – obwohl der Jahresdurchschnitt bei nur 7,8 Cent/kWh lag, 18 % niedriger als 2020 (9,3 Cent/kWh) [Tagesschau].
Gleichzeitig fielen ein Drittel der Kraftwerke durch Defekte aus. Reservekraftwerke (9,8 GW Gas/Kohle) waren teilweise nicht einsatzbereit, da sie laut Gesetz von 2020 nur bei drohendem Blackout genutzt werden dürfen. Die Bundesnetzagentur prüft mögliche Preismanipulationen [Tagesschau].
Europa: Zwischen dem 2. und 7. November 2024 trat eine kontinentale Dunkelflaute auf. Besonders betroffen waren Dänemark, die Niederlande, Belgien und Großbritannien, wo Preissprünge und ein erhöhter Gaseinsatz verzeichnet wurden. In Regionen wie Nord-Schweden oder Griechenland wehte dagegen Wind – das zeigt die Notwendigkeit eines grenzüberschreitenden Stromnetzes [Clean Energy Wire].
Auswirkungen der Dunkelflaute 2024
Region | Zeitraum | Auswirkungen |
---|---|---|
Deutschland | 11.–13. Dezember | >1 €/kWh, 25 % Stromimporte, Kraftwerksausfälle |
Europa (z. B. DK, NL, BE, UK) | Anfang November | Preissprünge, Gaseinsatz, Versorgung stabil |
Nord-Schweden, Griechenland | 2.–7. November | Stromüberschüsse durch Wind, Exportpotenzial |
Mythos 1: Erneuerbare sind unzuverlässig
„Wenn Wind und Sonne ausfallen, steht alles still!“
Fakt:
Energiespeicher (Batterien, Wasserstoff, Pumpspeicher) sowie ein europaweites Netz sorgen für Ausgleich. Dunkelflauten betreffen nie alle Regionen gleichzeitig. Laut Studien reichen ~7 % Speicheranteil, um selbst langanhaltende Phasen abzufangen [arXiv].
Mythos 2: Dunkelflauten machen die Energiewende unmöglich
„Ohne Grundlastkraftwerke geht gar nichts!“
Fakt:
Smart Grids, flexible Verbraucher (z. B. Wärmepumpen) und Lastmanagement helfen, Dunkelflauten zu überbrücken. In Großbritannien reduzieren Batteriespeicher bereits spürbar die Fossil-Abhängigkeit – selbst bei wenig Wind [Ecotricity].
Mythos 3: Erneuerbare machen den Strom teurer
„Wegen Windkraft wird alles unbezahlbar!“
Fakt:
Der durchschnittliche Strompreis 2024 war niedriger als 2020 – trotz mehr Dunkelflauten. Zudem gab es 438 Stunden mit Negativpreisen, als Wind- und Solarenergie die Nachfrage überstiegen [Tagesschau].
Lösungen gegen Dunkelflauten
Flexible Verbraucher wie Wärmepumpen: Wärmepumpen verbrauchen zwar Strom, können aber durch intelligente Steuerung (Smart Grids) ihren Betrieb an die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anpassen. Beispielsweise können sie in Zeiten hoher Wind- oder Solarproduktion Wärme in Pufferspeichern speichern und während Dunkelflauten auf diese zugreifen. Stadtwerke Heidelberg nutzten 2024 solche Strategien, indem sie Wärmepumpen bei günstigen Strompreisen einsetzten und bei hohen Preisen auf andere Wärmequellen umstiegen [Tagesschau]. Lastmanagement-Software optimiert den Verbrauch, indem sie Wärmepumpen automatisch in Zeiten niedriger Netzlast aktiviert, wodurch Spitzenlasten während Dunkelflauten reduziert werden [Ecotricity].
- Energiespeicher: Batterien, Pumpspeicherkraftwerke und grüner Wasserstoff speichern überschüssigen Strom für Dunkelflauten. Wasserstoff ist besonders für längere Phasen geeignet, da er über Wochen oder Monate gespeichert werden kann, z. B. für industrielle Anwendungen oder Stromerzeugung System: -ready Kraftwerke: Übergangslösung mit grünem Wasserstoff als Ziel [Clean Energy Wire].
Lösungen für Dunkelflauten im Überblick
Lösung | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
Energiespeicher | Strom speichern & bei Flauten einspeisen | Batterien, Pumpspeicher, Wasserstoff [Renewable Energy Hub] |
Smart Grids | Flexibler Stromverbrauch je nach Netzlast | E-Auto-Ladung, Wärmepumpen [Ecotricity] |
Europanetz | Lastenausgleich über Landesgrenzen | Wind aus SE, Sonne aus ES [Next Kraftwerke] |
H2-ready Backup | Temporäre Nutzung von Gas mit Zukunftsperspektive | Grüne Gaskraftwerke [Clean Energy Wire] |
Fazit
Die Dunkelflaute ist real, aber kein Showstopper für die Energiewende. Sie zeigt, wo unser System noch resilienter werden muss – und dass viele Lösungen bereits auf dem Weg sind. Mit europaweitem Netz, Speichern, smarter Steuerung und klarer politischer Weichenstellung bleiben wir auf Kurs – Richtung 100 % Erneuerbare [Next Kraftwerke].
Quellen
- Tagesschau: Dunkelflauten und Strompreise in Deutschland
- Fraunhofer ISE: Energy Charts
- Clean Energy Wire: Prolonged Dunkelflaute Shrinks Germany’s Renewables Output
- Ecotricity: What is a Dunkelflaute?
- Next Kraftwerke: Reliable Supply
- Renewable Energy Hub: What Will Dunkelflaute Mean for Renewable Energy Surge
- arXiv: Coping with the Dunkelflaute
- Oxford Energy: Driving Europe Gas Demand Volatility
- BloombergNEF: New Energy Outlook
- Energy Exemplar: Feast or Famine: How Dunkelflaute Impacts Traders